In der Ruhe liegt die Kraft
Bei einem Ranking der größten Ärgernisse und Konfliktpotentiale in Mehrfamilienhäusern hätte die Lärmbelästigung gute Chancen auf Platz eins. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass nur komfortabel wohnen kann, wer in einer Wohnung mit gutem Schallschutz lebt. Wobei man zwischen zwei Arten von Lärm unterscheiden muss: dem Trittschall, der in der Regel in den Nachbarwohnungen für Unmut sorgt, und dem Raumschall, der vor allem in der eigenen Wohnung stört. Zu den Maßnahmen, mit denen man beide Störungen reduzieren kann, gehören die Wahl und Verlegung der Bodenbeläge. Fachmännisches Kleben erweist sich hierbei meist als die beste Wahl
Bedauerlich, dass man auf die meisten Faktoren, die den Schallschutz beeinflussen, kaum einen Einfluss hat. Denn es handelt es sich um bauliche Maßnahmen, die schon bei der Konstruktion und Errichtung eines Gebäudes über laut oder leise entscheiden. Einiges kann aber dennoch getan werden. Dabei sollte man sein Augenmerk zuerst auf den Boden richten, der in den meisten Häusern die wichtigste konstruktive Trennung zwischen benachbarten Wohnungen darstellt und meist auch für einen großen Teil des Raumschalls verantwortlich ist. Deutlich verbessern lässt sich der Schallschutz hier bereits durch die richtige Wahl des bodenbelags und der Verlegemethode. Dabei kann als Faustregel gelten: Je weicher der Belag und je besser seine Fixierung auf dem Boden, desto besser die Schallabsorption. So steigt der Trittschallschutz in der Wohnung durch das Kleben des Bodenbelags um bis zu 20 dB – für die Bewohner ein deutlich wahrnehmbarer Wohlfühlfaktor, der zudem Konfliktpotentiale zum Nachbarn deutlich entschärft.
Besonders hilfreich ist das Kleben bei harten Belägen wie Parkett und Laminat. Andernfalls strapaziert der „Trommeleffekt“ die Nerven. Und zwar zunächst in der eigenen Wohnung, wenn der in Schwingung versetzte Bodenbelag jeden Schritt, jedes Stuhlrücken und jeden Hundetapser mit einer unangenehmen Geräuschkulisse quittiert. Wird der Boden geklebt, reduziert sich dieser störende Raumschall messbar um bis zu 50 Prozent. Da sich die Schwingung des Belags auf den darunter liegenden Estrich überträgt, wird auch der Trittschall durch das Kleben reduziert. Meist so wirksam, dass man auf eine Trittschalldämmung verzichten kann.
Auch bei Vinylböden reduziert das Kleben den Tritt- und Raumschall so stark, dass in der Regel keine zusätzliche Schalldämmung erforderlich ist. Schwimmend verlegtes Klickvinyl, das in Plattenform angeboten wird, weist dagegen den bereits beschriebenen „Trommeleffekt“ auf. Da es weniger Schutz vor eindringendem Wasser bietet, nicht so langlebig ist wie die geklebten Produkte und sich auch schlechter reparieren lässt, sollte man auch hier die Klebeverbindung vorziehen – umso mehr, als sie wegen des guten Wärmedurchgangs besser mit einer Fußbodenheizung harmoniert.
Der akustisch angenehmste aller Bodenbeläge ist der gute alte Teppichboden. Er reduziert nicht nur den Trittschall, sondern dämpft auch alle anderen Geräusche im Raum. Der Geräuschpegel verringert sich so um bis zu 36 Prozent. Hier empfiehlt sich das Kleben nicht nur wegen der Schallreduzierung, sondern auch zur Vermeidung von Falten, Wellen und vorzeitigem Verschleiß. Das gilt auch für einen Korkboden, der mit Nachhaltigkeit, Wärmespeicherfähigkeit und einer wirksamen Geräuschdämpfung punktet. Dabei verbessert geklebter Kork noch einmal den Raumschall und den Wärmedurchgang bei einer Fußbodenheizung, ist maßstabiler und strapazierfähiger, hat weniger Materialermüdung.
Bliebe noch der Linoleumboden, heute als extrem robuster und umweltfreundlicher Belag wieder in vielen Bereichen im Einsatz. In puncto Schallschutz ist seine Wirkung eher gering, das Kleben auf den Untergrund aber wegen der Feuchteempfindlichkeit alternativlos.
Will man bei diesem Belag den Schallschutz verbessern, bieten sich schallabsorbierende Unterlagen an, da sie die Vorteile des Klebens mit einer zusätzlichen Trittschalldämmung verbinden. Diese Unterlagen lassen sich im Übrigen auch mit allen anderen Bodenbelägen kombinieren. Wer in einer sehr hellhörigen Wohnung lebt, kann diese wirksame Schalldämmung also in jeden Bodenaufbau integrieren.
Noch effektiver als die Trittschalldämmung unter dem Bodenbelag ist ein „schwimmend“ verlegter Estrich. Im letzten Arbeitsgang wird der Bodenbelag auf den Estrich geklebt – in puncto Schallschutz die optimale Variante, die aber nur umsetzbar ist, wenn die Bewohner Einfluss auf den Estrichaufbau haben.
Wo dies nicht möglich ist, kann man den lästigen Raumschall durch zusätzliche Maßnahmen noch weiter reduzieren. Sinnvoll ist hier alles, was glatte, Schall reflektierende Oberflächen entschärft: Vorhänge dämpfen Geräusche ebenso wie geschickt ausgewähltes und platziertes Mobiliar, und in hartnäckigen Fällen lässt sich mit Akustikpanels an der Wand oder einer Akustikdecke für mehr Ruhe sorgen.
Wichtig: Bei Maßnahmen, die zur Veränderung der Bausubstanz führen – dazu gehören auch Bodenbeläge, Wand- und Deckenverkleidungen – sollten Mieter vorab die schriftliche Einwilligung ihres Vermieters einholen. Gibt der Vermieter grünes Licht, sollten die Arbeiten dann auf jeden Fall einem Fachmann überlassen werden. Der weiß am besten, wie man Material und Ausführung optimal an die Gegebenheiten vor Ort anpasst. Bei den Bodenbelägen kann er darüber hinaus zu emissionsarmen Produkten mit dem „Blauen Engel“ oder dem Emicode-Siegel beraten. Sie sorgen für ein angenehmes und gesundes Raumklima, so dass man sich in den eigenen vier Wänden so richtig wohlfühlt.
Teppichböden reduzieren nicht nur Trittschall, sie dämpfen auch alle Geräusche im Raum: Der Geräuschpegel verringert sich um bis zu 36 Prozent.
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