Initiative Bodenbeläge kleben

Zu neuem Leben erwacht

Bodenbeläge aus Recyclingmaterial

Angesichts endlicher Ressourcen und einer wachsenden Weltbevölkerung ist der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft längst fällig. Recycling ist also ein Gebot der Stunde, und weltweit mehren sich die Projekte und Verordnungen, die ein Recycling gebrauchter Materialien ermöglichen, unterstützen und vorschreiben. Das gilt auch für Bodenbeläge, bei denen inzwischen weitaus mehr möglich ist als viele Verbraucher ahnen. Allerdings sind die meisten Verfahren zum Recycling von Bodenbelägen noch relativ jung, weshalb man entsprechende Produkte oft sehr gezielt auf dem Markt suchen muss. Wird man fündig, haben recycelte Bodenbeläge in der Regel die gleichen Eigenschaften wie solche ohne Recyclinganteil. Das heißt auch: Beim Verlegen sollte man sie fachgerecht auf den Untergrund kleben lassen, damit man lange Freude daran hat.

Wählt man die richtige Holzart, ist Parkett nicht nur extrem nachhaltig, es bietet darüber hinaus auch gute Möglichkeiten zum Recycling. Dabei spricht vieles dafür, das Abschleifen eines Parkettbodens bereits als erste Recyclingmaßnahme zu definieren: Hier wird ja bereits die Grundvoraussetzung für das Recycling erfüllt, ein gebrauchtes Produkt durch entsprechende Aufbereitung einem neuen Lebenszyklus zuzuführen. Wichtigste Voraussetzung: Das Parkett muss fest auf den Untergrund geklebt sein, da bei schwimmender Verlegung Schäden durchs Abschleifen drohen.

Auch nach dem Ausbau lässt sich Parkett weiterverwenden: Es gibt bereits Spezialisten, die historische Parkettböden im Zuge eines Urban Mining abholen, aufbereiten und als edles Unikat mit Vergangenheit an den Besitzer oder einen neuen Kunden liefern. Bei dieser Aufarbeitung kann sich alter Kleber als Problem erweisen, weil er möglicherweise Schadstoffe enthält und schwer vom Holz abzulösen ist. Noch schlechter stehen die Recycling-Chancen allerdings für schwimmend verlegtes Mehrschicht-Parkett: Die Klebung der einzelnen Schichten sorgt hier für Mehraufwand und Einschränkungen bei der Wiederverwertung. Kann die Deckschicht vielleicht noch einer Wiederverwendung zugeführt werden, ist bei Laminat nach Trennung seiner Bestandteile nur ein Recycling in Form von Schnitzeln möglich. Der Großteil wird jedoch „thermisch genutzt“, also verbrannt.

Dass sich die Recyclingmöglichkeiten auch für diese Böden in naher Zukunft verbessern könnten, zeigen die Fortschritte beim Vinyl-Recycling. Hier ist es ersten Herstellern durch neue Verfahren gelungen, gebrauchte Böden von Kleberresten zu säubern und Weichmacher wie Phtalate – etwa durch lösungsmittelbasierte Extraktion – zu entfernen. So können auch alte Bodenbeläge ohne Qualitätsverlust wiederverwertet werden. Zu Granulat verarbeitet, lassen sie sich problemlos als ressourcenschonender Rohstoff in der Produktion neuer Böden einsetzen. Darüber hinaus ist es bei den Herstellern schon seit vielen Jahren Standard, Produktionsreste und Verlegeabfälle zu sammeln und in den Herstellungsprozess zurückzuführen. Vinylböden mit unterschiedlich hohem Recyclinganteil lassen sich deshalb vergleichsweise einfach auf dem Markt finden und sind bei manchen Herstellern bereits Standard.

Auch bei Teppichen und Teppichböden sind viele Recyclingprodukte erhältlich. Interessant ist dabei, dass recycelte Kunstfasern oft nicht aus alten Teppichböden stammen, sondern aus Quellen wie alten Fischernetzen oder PET-Flaschen. Daneben gibt es Angebote von Teppichen aus recycelten Naturfasern, etwa aus Baumwolle. Auch gebrauchte Teppichböden und -fliesen werden zunehmend recycelt, teilweise durch Grundreinigung und Wiederverkauf, teilweise durch Trennung von Garn und Rücken und getrennte Wiederverwendung beider Komponenten in der Produktion neuer Bodenbeläge. Etliche Hersteller haben bereits ihre Produkte modifiziert, um den Recyclingprozess zu vereinfachen und die Lebenszyklen zu erhöhen.

Auch Linoleum lässt sich wiederverwerten, indem man es von einer eventuell vorhandenen Trägerschicht löst und die Linoleummasse zu Pulver verarbeitet. Dieses Pulver dient dann als Rohmaterial für neue Linoleumbeläge. Erste Hersteller sind bereits in der Lage, neben Verschnitt auch gebrauchtes Linoleum zu recyceln. Dazu haben sie Verfahren entwickelt, die bei geklebten Böden den Kleber vom Belag trennen.

Korkböden bestehen aus einem Naturmaterial, was ihre Wiederverwertung erleichtert. Allerdings werden Verlegereste und gebrauchte Beläge hier in der Regel nicht zu neuen Belägen verarbeitet. Meist produziert man daraus Dämmstoffgranulat, das im Baubereich für verschiedene Einsatzbereiche zugelassen ist. Auch Abfälle aus der Produktion von Korkparkett werden so recycelt.

Wer sich für einen Bodenbelag aus recycelten Rohstoffen entscheidet, kann davon ausgehen, dass diese ressourcenschonende Alternative technisch mit Neuprodukten gleichzusetzten ist. Das bedeutet auch, dass es beim Verlegen keine Unterschiede gibt: Auch diese Böden sollte man von einem Fachmann vollflächig auf den Untergrund kleben lassen – mit lösemittelfreien und emissionsarmen Klebstoffen, die zum Beispiel mit dem „Blauen Engel“ oder dem Emicode-Siegel gekennzeichnet sind. Außerdem verbessert das professionelle Kleben des Belags den Schallschutz, die Wärmeübertragung von Fußbodenheizungen, es erleichtert die Pflege und sorgt vor allem für Langlebigkeit. Und der nachhaltigste und ressourcenschonendste Bodenbelag ist immer noch der, der am längsten liegen bleibt.

 

Beitrag Foto: © Diep/AdobeStock/IBK

Foto Text: © Amara/AdobeStock/IBK

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